Mythor - 064 - Schule der Hexen by Hoffmann Horst

Mythor - 064 - Schule der Hexen by Hoffmann Horst

Autor:Hoffmann Horst
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-09-10T04:00:00+00:00


6.

Auf Schloß Behianor herrschte eine düstere und bedrückte Stimmung. Noch saß den Hexen und Schülerinnen der Schreck in den Gliedern. Die zurückgekehrten Ausreißerinnen warteten in ihren Kemenaten auf ihre Strafe, und auch sie hatten inzwischen begriffen, wie verantwortungslos ihre Flucht gewesen war, wie dumm und töricht ihre Vergnügungen in der Stadt, als ihre Mitschülerinnen mit dem Tode rangen.

Mythor und Gerrek, der wieder ganz der alte war, konnten sich den Morgen über im Schloßgarten nützlich machen, wo sie den Hexen und Novizinnen willkommene Helfer bei den Aufräumarbeiten gewesen waren. Wie es schien, waren sie jedoch wirklich nur auf diese Weise willkommen – zumindest, was die vier Hexen anging.

Die Mädchen hingegen zeigten unverhohlen ihre Neugier.

Nun, da die Sonne ihren Höchststand erreicht hatte, warteten alle auf Fiedas Rückkehr. Mythor war erschüttert über das, was die Entersegler hier angerichtet hatten, und unwillkürlich fragte er sich, ob sie nicht auch schon an anderen Stellen erschienen waren.

Die Hexen überwachten Mythors und Gerreks Gemächer, und unschwer war zu erkennen, daß sie mit Fiedas Beschluß, sie vorübergehend aufzunehmen und unter ihren Schutz zustellen, ebensowenig einverstanden waren wie mit dem Vorhaben der Hexe, die Wahrheit über die Vorkommnisse in Buukenhain herauszufinden.

Für sie waren Mythor, Gerrek und Scida die Schuldigen.

Unter fliesen Umständen begann Mythor daran zu zweifeln, ob es klug gewesen war, hierher zu kommen. Doch es war geschehen.

Gerrek tat das seine dazu, seine Laune noch zu verschlechtern.

»Da haben wir die Bescherung!« schimpfte er. »Du mußtest dich ja von diesem Kind einwickeln lassen und fliehen. Ich hätte uns schon den Weg aus der Stadt freigekämpft!«

»Ja«, sagte Mythor, ohne sich umzuwenden. Er starrte aus dem einzigen, kleinen Fenster, des spärlich eingerichteten Gemachs. »Als Niemand.«

»Ich erinnere mich an nichts«, versetzte der Mandaler.

»Wohl nur daran, daß wir aus der Stadt herausmußten und Angi uns die Möglichkeit dazu verschaffte.«

Gerrek winkte mürrisch ab.

»Bin ich daran schuld, daß ich den Pilz essen mußte? Wer zwang mich denn dazu, wenn nicht du? Wer machte mir das Herz denn schwer?«

Mythor hatte keine Lust, auf diesen haarsträubenden Unsinn zu antworten. Er ließ Gerrek reden, bis dieser wieder bei seinem allergrößten Problem angelangt war.

»Honga«, fragte er etwas kleinlauter. »Ist es wahr, daß es einen zweiten Beuteldrachen gibt?«

Mythor schloß die Augen und schüttelte nur den Kopf.

»Du hast es gesagt, es gäbe einen Beuteldrachen in Bantalon. Und dieser Aase hat auch so getan, als würde er einen sehen, direkt in meiner Nähe.«

»Natürlich gab es einen!« knurrte Mythor, »Dich!«

»Aber ich war ja gar nicht da!«

Mythor drehte sich langsam um und blickte Gerrek von oben bis unten an.

War es möglich, daß das Pilzgift noch im Mandaler wirkte?

Er erinnerte sich angeblich und dann wieder nicht. Wollte er sich diesen Unsinn nur einreden?

»Gerrek, zum letztenmal: Ich sprach zu dir als zu einem Beuteldrachen, aber du wolltest ja Herr Niemand sein. Es gibt dich nur einmal, und das ist schon einmal zuviel!«

»Ich war niemand«, brummte der Mandaler vor sich hin. Er begann, mit auf dem Rücken verschränkten Armen auf und ab zu gehen. Dabei starrte er wie geistesabwesend auf den Boden. »Das stimmt. Und daran waren diese



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